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Donnerstag, 22. März 2012

Die Eingesperrten von Milo befinden sich weiterhin im Streik

Die Spannungen im CIE (Zentrum zur Identifikation und Abschiebung) von Milo, in der Region Trapani, scheinen nicht abzunehmen. Der Hunger- und Durststreik hält an, doch größere Sorgen bereiten einige extreme Handlungen, die von den eingesperrten Migranten in die Tat umgesetzt wurden. Gestern Nachmittag scheint sich ein junger Mann als Zeichen des Protestes den Mund zugenäht zu haben, und es wurden zwei Fluchtversuche unternommen. „Handlungen dieser Art sind die Normalität da drin“, erklärt ein Anwalt, der gerade von einem Gespräch in der Einrichtung herausgekommen ist. „Das Klima ist angespannt. Die Polizei verfolgt eine Politik der Zwangsrückführung in schnellen Schritten. Falls die Ablehnung des Schutzgesuches eintrifft, wird man innerhalb von 15 Tagen in ein Flugzeug gesetzt und nach Hause zurückgebracht“.
Heute Morgen um 9 Uhr ist ein Tunesier in eine medizinische Einrichtung in Palermo gebracht worden, um von einem Spezialisten der Gesichtschirurgie behandelt zu werden. Die Umstände seiner Augenverletzung sind zur Zeit jedoch noch ungeklärt. In den vergangenen Tagen hat jemand im Zentrum dafür gesorgt, dass fast alle Videokameras der Handys, die sich im Besitz der Häftlinge befanden, außer Betrieb gesetzt wurden, um das Rausschleusen von Bildern über das, was im Innern vor sich geht, zu vermeiden.
240 Migranten sind im CIE von Milo in den Streik getreten. Für einen jungen Migranten, der in der Einrichtung weggesperrt ist, ist die Motivation dafür ganz eindeutig: „Wir wollen nicht wie Tiere behandelt werden. Wir wollen Respekt.“ Milo ist das Zentrum geworden, in dem die „schwierigsten“ Personen inhaftiert werden, die in den anderen CIE Italiens gemeldet wurden. Außerdem werden in Milo die Migranten inhaftiert, die nach Palermo überführt worden waren, um mit den wöchentlichen Flügen am Montag und Donnerstag nach Tunesien abgeschoben zu werden, aber vom tunesischen Konsulatspersonal angehört und nicht als Tunesier anerkannt wurden. Die Migranten, die aus dem Rest Italiens stammen, kommen nach Vulpitta (weiteres CIE in Trapani, das zur Zeit als reines Durchgangszentrum dient), bevor sie den Flughafen erreichen, von wo aus ihre Rückführung stattfindet.
G.R.
aus dem Italienischen von Rainer Grüber