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Donnerstag, 15. Juni 2017

Trapani, im Hotspot das stündlich fünf Migrant*innen aufnimmt und das seit Dezember 2015

Today.it – Italien zählt acht Hotspots. Über diese Einrichtungen kommen zehntausende Migrant*innen von Afrika und dem Mittleren Osten nach Europa. Hier werden ihnen die Fingerabdrücke abgenommen und sie werden identifiziert, bevor sie auf die Aufnahmezentren verteilt werden.


Seit Dezember 2015 haben in Trapani 25.800 Personen das Zentrum in der Gegend Milo passiert. Im Moment beträgt die Aufenthaltsdauer für unbegleitete Minderjährige nur vier Tage. Die Erwachsenen bleiben etwas länger als fünft Tage. In 72 Stunden können hier Identifikationsmaßnahmen für 400 Migrant*innen durchgeführt werden.


Die sechs Sektoren sind Inseln auf den Inseln. In jedem Sektor gibt es 33 Apartments: Der Eingangsbereich mit einem Tisch, Stühlen und einem Fernsehgerät, ein Schlafsaal mit acht Stockbetten, Toiletten und Duschen.

Bei ihrer Ankunft bekommen die Migrant*innen eine Grundausrüstung. Diese beinhaltet einen Trainingsanzug zum Wechseln, Bettwäsche, Handtücher, Shampoo, Duschgel und Seife. Zudem werden die Personen mit drei internationalen Telefonkarten zu je fünf Euro ausgestattet. Ihr tägliches Taschengeld beträgt zwei Euro und 50 Cent. Jeder Sektor verfügt über ein öffentliches Telefon, es gibt Automaten mit Kaffee, Getränken und Süßwaren.

Die Sektoren des kreisförmig angelegten Hotspot sind durch gelbe Eisengitter voneinander getrennt. Die Präfektur organisiert eine Buslinie nach Trapani, damit die Migrant*innen in die Stadt kommen und am Abend in den Hotspot zurückkehren können. Das Zentrum verfügt über 400 Schlafplätze. Die Sozialgenossenschaft Badia Grande betreibt die Einrichtung.

Zwei Container in einem Innenhof beherbergen die Büros der Europäischen Grenzpolizei Frontex und des Europäischen Unterstützungsbüros für Asylfragen Easo. Auch Europol ist vor Ort. Zudem kümmern sich Freiwillige von Save the Children um die unbegleiteten Minderjährigen. Wir stellen fünf Mediator*innen, weitere fünf arbeiten für Frontex und Easo. Neben den Identifikationsmaßnahmen werden hier auch die Interviews durchgeführt, um die Flucht jedes Einzelnen, die Reise, die Route, die Beziehung zu den Schleppern und die Gewalt zu rekonstruieren, die die Geflüchteten durchlebt haben.

Der Präfekt von Trapani, Giuseppe Priolo sagt mit etwas Stolz: „Trapani führt die landesweite Aufnahme-Statistik an. Wir beherbergen sechs Migrant*innen pro eintausend Einwohner*innen, während das staatsweite Abkommen mit dem nationalen Gemeindenverband zwei Komma fünf Migrant*innen pro eintausend Einwohner*innen vorsieht. Wir haben 26 außerordentliche Aufnahmezentren für 1.600 Migrant*innen und 13 Integrationsprojekte mit lokalen Körperschaften für 650 Migrant*innen. 48 Gemeinden haben 600 Minderjährige aufgenommen.“



Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner